Gedanken zur Fasnet...

 

Fasnet - das ist für viele die Faszination des Rollenspiel, der Vermummung, des Andersartigen, für manchen die schönste Zeit des Jahres, ein Jungbrunnen, aus dem man neuen Schwung und Lebensmut gewinnen kann, ein Ausbrechen aus dem Alltag, aus der gewohnten Ordnung, das Aufheben von Schranken, sein wahres Gesicht zeigen und dabei dennoch die Anonymität gegenüber dem Zuschauer wahren, gemeinsam mit anderen feiern, ein Stück Gestern herübergerettet in die „High-Tech“-Welt von heute, verbunden mit den unterschiedlichsten Gefühlen von Lebensfreude und Geborgenheit bis hin zu Wehmut und Ergriffenheit.

Warum eigentlich Fasnet?
Woher kommt Fasnet?
Wofür ist Fasnet gut?

Den meisten Aktiven wie auch Zuschauern bleibt leider der ursprüngliche, tiefere Sinngehalt der Fasnet verschlossen. Trotzdem erfüllt die Fasnet heute wie damals den gleichen Sinn, wenngleich sich die äußeren Bedingungen und Ziele verändert haben.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Ursprünge und Bedeutung der Fasnet kurz zusammenfassen:

Entstehung der Fasnet:
Die „Fastnacht“ ist bereits um 1200 belegt und bedeutet ganz einfach die Nacht vor der 6-wöchigen Fastenzeit. Sie wurde als solche auch in die Ordnung des katholischen Kirchenjahres eingebettet, was erklärt, dass die Fasnet sich nur in den katholischen Gegenden gehalten hat, da es in protestantischen Gegenden keines Fastens bedurfte. Das t in der Mitte fiel irgendwann weg, so dass im Dialekt die Fasnet daraus wurde.
Was ursprünglich als üppiges Gelage vor der streng reglementierten Fastenzeit, während der auch sexuelle Enthaltsamkeit geboten war, begann entsprang auch der rein wirtschaftlichen Notwendigkeit, Vorräte, die in den folgenden sechs Wochen nicht konsumiert werden durften und zum Teil verderben konnten, aufzubrauchen. Ab dem 13. Jahrhundert mündete dies zunehmend in ein gesellschaftliches Ereignis mit Spiel, Tanz und sonstigen Lustbarkeiten indem auch die Vermummung, ein uraltes menschliches Bedürfnis, seinen Platz fand.

Der Narr bzw. die Fasnetfigur:
Der Narr als solches war ursprünglich keine Fasnetsfigur. Es war vielmehr so, dass alle Außenseiter der Gesellschaft, die durch geistige oder körperliche Defekte auffielen, alle Ungläubigen und Nichtchristen, aber auch sozial Verachtete, sogar all diejenigen, die aufgrund ihres Lebenswandels den sittlichen und ethischen Anforderungen ihres Standes nicht genügten, als „Narren“ galten und als Negativgestalten zur Abschreckung aber auch zur Belustigung Eingang in die Fastnacht fanden.
Außerhalb dieser Definition gab es noch den „Hofnarren“, bei dem die Grenze zwischen Narrheit und Weisheit verschwommen war. Bisweilen kehrte sich die Narrheit sogar in Weisheit um. Diese Figur trug zur Erheiterung bei, gab aber auch Rat und durfte als einzige an den herrschaftlichen Verhältnissen offen Kritik üben. So haben fastnächtliche Rügebräuche und Narrengerichte ihren Ursprung in dieser Figur.

Entstehung von Narrenzünften und Vereinigungen:
Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden schließlich die ersten Narrenzünfte, die sich den Erhalt des alten Fasnachtbrauchtums auf die Fahnen schrieben. Zum selben Zweck und um gegen amtliche Fasnachtsverbote anzugehen, schlossen sich 1924 die ersten 13 Zünfte zu einem Narrenverband zusammen. So kam es, dass die ersten Narrentreffen veranstaltet wurden.
Viele Narrenzünfte und –vereinigungen wurden erst um 1960 gegründet, als vielerorts die unorganisierte sog. „wilde Fasnet“ aufgrund von unschönen Auswüchsen zu einem Problem geworden war. Auch darf man sich die Fasnacht in früheren Jahrhunderten keineswegs so überwiegend gesittet und friedlich wie heutzutage vorstellen: Grobheiten, Beleidigungen und sexuelle Ausschweifungen waren keine Seltenheit, weshalb es auch immer wieder zu Verboten und Strafen seitens der Obrigkeit kam.
Narrenzünfte spielen also in der Organisation und Reglementierung der Fasnet, als auch in der Brauchtumspflege eine entscheidende Rolle, gerade in einer Zeit, in der immer mehr an Brauchtum, Tradition und Werten verloren zu gehen droht. Daß bei der Reglementierung der Fasnet allerdings manchmal über das Ziel hinaus geschossen wird, ist bedauerlich, schadet man damit doch letztlich dem, was man eigentlich bewahren sollte, der Lebendigkeit. Doch auch in dieser Situation weiß sich dann so mancher Narr wieder auf neue Art „Narrenfreiheit“ zu verschaffen. Narren zu reglementieren war zu allen Zeiten ein schwieriges, ja oft müßiges Unterfangen, wie auch schriftliche Zeugnisse aus früheren Jahrhunderten belegen.

Die Fasnet heute:
Heute hat die Fasnet bei den meisten in erster Linie „Ventilfunktion“: Einmal für ein paar Stunden dem oft grauen Alltag entfliehen, einmal die „unsichtbare Maske“, die wir das ganze Jahr über tragen, ablegen und hinter der sichtbaren Maske der sein, der man wirklich ist.

Kritisiert wird heute oft der sog. „Narrentourismus“. Grundsätzlich sei nichts dagegen einzuwenden, dass sich Narren schon Wochen vor der eigentlichen Fasnet zu Umzügen treffen. Bedenklich sei jedoch, dass die Narren an den „tollen Tagen“ dann schon so müde seien, dass das örtliche Narrentreiben weitgehend auf der Strecke bleibt. Dies führt auch dazu, dass das Interesse an der Straßenfasnet und der Fasnet überhaupt rückläufig ist, was wir teilweise auch in Holzhausen zu spüren bekommen. Dies bedauern wir sehr. Denn was ist schon die Fasnet ohne die unorganisierte, nicht uniformierte Straßenfasnet der „wilden“ Masken, der phantasievoll kostümierten Laufgruppen, die mit Narrenwitz und schöpferischem Ulk sowie durch musikalische Einlagen für Hochstimmung sorgen, wo immer sie auftauchen.
Es wäre bedauerlich, wenn die Fasnet eines Tages nur noch in Form von gelegentlichen, perfekt inszenierten Narrentreffen und Umzügen weiterleben würde, während das traditionelle, unreglementierte Fasnetstreiben im Ort völlig zum Erliegen kommt. Gerne würden wir unseren Teil dazu beitragen, dass diese Form des Fasnetstreibens in Holzhausen neu erwacht. Wenngleich Holzhausen noch nie eine Narrenhochburg war, so gab es doch auch hier einige schöne Fasnetsbräuche.

Fasnet und Alkohol:
Einen Punkt möchte ich noch ansprechen, der mir sehr am Herzen liegt: Von vielen wird immer wieder proklamiert, dass die Fasnet nur zum Saufen diene. Dass es dazu keiner Fasnet bedarf, zeigt schon ein Blick auf die einschlägigen Statistiken bzw. Veranstaltungskalender: Die Deutschen trinken und feiern ganzjährig gern und viel. Dass es dabei auch in der Fasnet in geselliger Runde mitunter feucht-fröhlich zugehen kann, liegt in der Natur der Sache.
Jedoch macht es mich selbst auch immer wieder traurig, dass die meisten sog. Narren heute nicht mehr verstehen was Fasnet heißt und nur den Sinn im gemeinschaftlichen Betrinken sehen. Die pure Freude an Ausgelassenheit, singen und tanzen oder sonstigem Blödsinn machen, ist den meisten heute leider abhanden gekommen. Denn auch die sogenannte heutige „Spaß-Gesellschaft“ scheint sich in erster Linie am Alkohol zu orientieren, wie soll es dann in der Fasnet anders sein. Wen wundert es da, dass zwölf- bis vierzehnjährige Kinder bereits dem Alkohol frönen. Sie bekommen es vorgelebt und lernen offenbar keine anderen Werte mehr kennen.

Das sollte uns Erwachsene doch einmal zum Nachdenken bringen. Ist lustig sein heute wirklich nur noch unter Alkohol möglich - ...?

Außerdem: Sturzbetrunkene Hästräger, die sich im Dreck wälzen, unfähig sind sich zu artikulieren oder auch nur geradeaus zu gehen u.ä., sind auch sicher jedem echten Fasnetsfreund ein Gräuel !!!